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Themenbereich "Etwas poetisches"

Hier einige Gedanken über das, was heutzutage doch eher öfters in Vergessenheit geraten ist.
Und vielleicht berührt Dich einiges von dem, was hier geschrieben steht.


Eine Welt zu denken wagen,
in der die wunderbare Kraft der Zärtlichkeit
neu erfahren werden darf, zu träumen von einer Welt,
in der "Heartbuilding" mehr zählt als Bodybuilding,
wer sollte uns solche Träume verweheren können?
Beginnt nicht alle Wandlung mit Träumen???

St. Gallen, im August 1999
© Antje Sabine Naegeli
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"Zärtlichkeit"
- Ursprache des menschlichen Herzens,
Wie viel Kraft wohnt ihr inne:
Sie kann beheimaten und bergen,
Angst besänftigen,
Verlassenheit mildern, Mut wachsen lassen,
Selbstachtung ermöglichen.
Zärtlichkeit kann heilen, Versteinertes lösen,
Gefährdetes schützen, Lust am Leben erwecken.
Zärtlichkeit ist ein Stück Himmel!!!

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Deine Hand
auf meiner Hand
Dein Blick
der mich
behutsam wärmt
Lichtspur die mir
der Tag erhellt.
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Zärtlichkeit ist etwas anderes als ein
vordergründiges "Seid nett zueinander!"
Sie ist einem kostbaren Instrument vergleichbar,
das zu spielen schöpferisches Tun bedeutet.
Mit diesem Instrument müssen wir umgehen lernen,
es zum Klingen bringen, die Saiten so spannen,
daß sie zu schwingen beginnen,
wenn sie berührt werden.

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Wie zärtlich der Wind
den Blütenstrauch
wiegt
wie wünschte ich mir
das Du
Windarme hast.
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Zärtlichkeit ist eine Form liebevollen Wahrnemens.
Sie ist in ihrem Wesen nach absichtslos, will nicht einem
Ziel oder Zweck dienen, sondern antworten.
Ich bin zärtlich mit Dir, das heißt:
Ich lasse es zu, daß durch Dich etwas bewegt wird
in Herz und Gemüt.
Ich lasse es zu, daß Du das Weiche und Empfindsame
in mir zum Klingen bringst.
Was zu Dir kommt, ist der Widerhall dessen,
was anrührst in mir.
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Zärtlichkeit geschieht nicht nur über das unmittelbare
Berühren. Nicht nur Mund und Wangen, Arme und Hände
können Zärtlichkeit schenken. Sie kann in unserer Stimme
zum Klingen kommen, unseren Blick erfüllen, sichtbar
werden in Geduld und Achtsamkeit.
Wer der Sprache der Zärtlichkeit fähig ist, weiß
vielerlei Wege zu umarmen, ein leises Lied herüberwehen
zu lassen von Seele zu Seele.
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Viele Menschen haben von früh an darben müssen,
sind in ihrem Bedürfnis nach zärtlicher Wahrnehmung
nicht gestillt worden. Manche suchen ein Leben lang
vergeblich danach.
Wie viel verhängnisvolle Abhängigkeit kann daraus
entstehen. Was nehmen Menschen und vor allem
Frauen nicht alles in Kauf auf der Suche
nach Zärtlichkeit?
Erst wenn es gelingt, die helfenden und heilenden
Kräfte in uns selber zu entdecken, bekommen wir Boden
unter unsere Füße. Es ist - meistens mit Hilfe von außen -
trotz allem möglich, Mütterlichkeit und Väterlichkeit
zu entwickeln.
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Es ist nicht leicht, die zärtlichen Kräfte in uns
zu entwickeln, wenn wir über lange Zeit in einem
Umfeld seelischer Unterkühlung haben lesen müssen.
Und doch weiß unser innerer Mensch, was ihm fehlt.
Manchmal gelingt es, bei einem anderen
"in die Lehre zu gehen",
der die Sprache des Herzens zu sprechen vermag.
Immer wird es darum gehen, in uns
hineinzuhören, sensibel zu werden
für die feinen Töne in uns.
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Jeder Mensch, ob er sich dessen bewußt ist oder

nicht, hat ein angeborenes Verlangen nach
zärtlicher Berühung.
Nichts kann uns so sehr in innere Harmonie bringen,
nichts kann so viel Energie in uns freisetzen
wie die Zärtlichkeit.
Unser ganzer Mensch bedarf ihrer.


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Noch warm
Deine Worte
noch verwelkt
ich lege sie
nachts
auf mein Herz.

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Sie lief als Kind mit einem krummen Rücken herum.

Heute noch, da sie die Lebensmitte bereits überschritten
hat, spürt sie, sich erinnernd, den Schlag zwischen
die Schulterblätter, den ihr die Mutter zuweilen gab,
das vorwurfsvolle "Geh doch gerade!"
Hätte sie ihr doch stattdessen zärtlich über den Rücken
gestrichen.
Wie viel Aufrichtekraft hätte geweckt werden können?

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Zärtlickeit drückt sich aus in Zeichen. Vor einiger
Zeit war ich zu Besuch einem alten Ehepaar. Von
einem Spaziergang durch die Felder kam der Mann
zurück und zog beim Hereinkommen ein kleines
Sträußchen Wiesenblumen aus der Brusttasche seines Jacketts,
das er seiner Frau mit warmen Blick überreichte:
"Für Dich!"
Und dies nach mehr als vierzig Jahren Ehe.
Ich weiß, solche Erfahrungen sind selten. Manchmal ist
so viel Unheilvolles geschehen, daß Zärtlichkeit
gerade dort, wo wie am nötigsten wäre, nicht mehr möglichk
ist. Und doch gibt es für jeden von uns Orte, Menschen,
die Raum geben für eine liebevolle Geste.
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Zu den menschlichen Nöten unserer Zeit

gehört die Sprachlosigkeit der Seele,
die zunehmende Verödung
unserer Gefühlswelt.
Nichts und niemanden mehr ans Herz nehmen können
aber bedeutet
Verkümmerung und Tod.
Es ist lebenswichtig für unser menschliches Dasein
und für die ganze Schöpfung, daß wir die Kraft
der Zärtlichkeit wieder entdecken.


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Unsere Haut ist über und über mit Sinneszellen

ausgestattet
- angelegt auf Berührung.
Sich mitteilen über die zärtliche Berührung
ist die innigste Form der Begegnung,
derer wir fähig sind.
Innigkeit entsteht dann, wenn körperliche Nähe
zum Ausdruck bringt, was in der Seele geschieht.

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Wer Zärtlichkeit erfahren hat, ist ein reicher

Mensch, denn nichts auf der Welt kann uns auf tiefere
Weise beschenken als dieses liebevolle, achtsame
Berührtwerden. Die Kosenamen, die uns die Großmuter
schenkte oder ein anderer Mensch, der uns zugetan war
- wie lange Jahre hindurch können sie uns begleiten
und wärmen. Der verstehende Blick, die Hand auf
unserer Schulter in einem Augenblick der Unsicherheit
und des Sichängstigens, wie viel Halt kann uns selbst
aus der Erinnerung daran zuwachsen.


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Zärtlichkeit findet ihren Raum auch im Umgang

mit mir selber.Wenn ich achtsam und liebevoll
mit mir umgehen lerne, meine Innenwelt mit
ihren Impulsen
ernst und wichtig nehme, dann trage ich dazu bei,
mein Leben und Leben überhaupt als wertvoll zu erfahren.
Ich werde sensibel für andere und bin weniger
gefährdet, unersättlich zu werden im Verlangen
nach Zuwendung.

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Alle wirkliche Zärtlichkeit macht uns zu Hoffenden.

Muß es nicht einen letzten Ursprung alles Zärtlichen
geben, eine Kraft, der wir unser Vermögen, zärtlich
sein zu können, verdanken?
Ob es nicht sein könnte, daß unsere Erfahrungen
ein Hinweis sind, ein Abglanz einer viel größeren,
umfassenden Zärtlichkeit, einer Urheimat,
in die wir gehören???

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Wenn unsere Sinne wach sind, begegnen wir auch

in der Natur mit ihren so verschiedenen Gesichtern
den Spuren einer zärtlichken Kraft: das Wasser der Quelle,
das über unsere Hände läuft, die Frühlingssonne,
die uns sanft wärmt, das weiche Gras, das zum
Ausruhen einlädt.
Und all die vielen Blüten, die sich öffnen:
Es will mir scheinen, als seien sie nichts anderes
als eine Symphonie der Zärtlichkeit.
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Sehr viele Menschen denken im Hinblick

auf das Thema Zärtlichkeit vor allem an das,
was sie für sich ersehnen.
Ich bin mir nicht sicher, was beglückender ist,
Zärtlichkeit geben zu können oder sie empfangen
zu dürfen. Beides ist von unendlicher Kostbarkeit.

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Es ist die Zärtlichkeit, der ich begegne, wenn sich die

feuchte, kühle Schnauze meines Hundes in meine
Hand schmiegt. Die flaumige Feder, die der Wind
unerwartet vor meine Füße weht, ist ein Gruß
der Zärtlichkeit an mich.
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Wer verbinden Zärtlichkeit zumeist mit einem

Geschehen zwischen ICH und DU. Es gibt
jedoch auch eine Zärtlichkeit jenseits des
Zwischenmenschlichen.
Die Art und Weise etwa, wie ich etwas in die Hand
nehme, dessen Wert sich meinem inneren Menschen
erschlossen hat, kann von Zärtlichkeit
durchdrungen sein. Zärtlichk bin ich den Dingen
gegenüber, wenn ich ihren
Geschenkcharakter erkenne, mich berühren lasse
von Formen, Farben und Düften.
Einen alten Gärtner sah ich, der selbstversunken mit
seinen Händen die Blüte einer Rose umfing und,
sich herunterbeugend, sie mit den Lippen berührte.
Voller Zartheit war diese Gebärde.
"Welch ein reicher Mensch!!!"



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© Antje Sabine Naegeli